Wer
bist du? Wer möchtest du sein? Diese zwei simplen Fragen stehen im
Zentrum von Susi M. Scheuchers Arbeit „Identität als unsicheres
Terrain“. Ihr ist wie vielen ihrer anderen Projekte eine
Bewegung, in der sich das scheinbar Sichere, Zufällige und
Persönliche der Lebenswelt im Abstrakten sozialer und politischer
Strukturen aufheben, eingeschrieben. Die Bewegungen, die in ihrer
Kunst festgehalten sind, werden aber nicht alleinig von einer
singulären Künstler*innen-Figur, erarbeitet. Soziale Interaktion
und Kommunikation stehen als Ausgangsmaterial und Zieldimension im
Zentrum. Selbst wenn man Text als jegliche Form kommunizierter
Sozialstrukturen versteht, lässt sich ihre Arbeit aber nie als
textlastig beschreiben. Susi M. Scheuchers Kunst lässt keine Zweifel
daran, dass dieser Text nicht bloß auf Papier, sondern auf Material,
auf Körper geschrieben wird, dass er immer ambivalent bleibt und nur
kontextgebunden bedeutsam wird. Stellvertretend dafür stehen ihre
Arbeiten mit Lebensmitteln wie Fleisch und Schokolade, die zeigen,
dass die Grenze zwischen Ekel und Genuss mit löchrigem Stacheldraht
und nicht mit undurchlässigem Mauerwerk gezogen wird.
Werner Sturmberger, Journalist und Sozialwissenschaftler
Werner Sturmberger, Journalist und Sozialwissenschaftler